Den Betroffenen rechter Gewalt eine Stimme geben
Am ›Tag gegen Rassismus‹ 2021 geht die Projektseite „doing memory“ online
Nicht gehört, nicht genannt, nicht erinnert: Betroffene rechter Gewalt bleiben oft unsichtbar – die mediale Aufmerksamkeit richtet sich auf die Täter*innen, deren Namen und Taten überall bekannt sind.
Dabei ist es für ein demokratisches Zusammenleben zentral, dass die Erfahrungen derer, an die die gewaltvolle Botschaft rechten Terrors gerichtet ist, gehört werden: Ihr Sprechen ermöglicht einen Zugang zu einem Erfahrungswissen, über das die Mehrheitsgesellschaft nicht verfügt und das von dieser in Teilen lange tabuisiert, ignoriert und verdrängt wurde.
Erst die unermüdlichen Anerkennungskämpfe von Angehörigen in den vergangenen Jahrzehnten haben es möglich gemacht, dass ein solches Sprechen in der breiteren Öffentlichkeit gehört wird.
Unterdessen verändert sich die Berichterstattung über die Taten, Betroffenen, Überlebenden und es entstehen neue solidarische Formen und Praktiken des Erinnerns an rechte Gewalt: Neben Denk- und Mahnmälern entstehen Filme, Podcasts, Romane, Theaterstücke oder Hörspiele.
Das Projekt »›Doing Memory‹ als Perspektive für eine plurale Gesellschaft« wurde initiiert von einem interdisziplinären Forschungsteam; es wird gefördert durch die VolkswagenStiftung. Wir fragen, wie anerkennende wie auch verkennende Praktiken der Erinnerung an schwere rassistische Gewalttaten in Deutschland nach 1945 ausgehandelt wurden und werden und diskutieren in einem partizipatorisch angelegten Projekt über Ländergrenzen hinweg mit Betroffenen, Aktivist*innen, Journalist*innen, Medien-, Literatur- und Kunstschaffenden.
»›Doing Memory‹ als Perspektive für eine plurale Gesellschaft« will nicht nur ein Ort der Forschung sein, sondern auch einen Ort der Vernetzung für Menschen, Projekte und Initiativen bieten:
Wir gehen mit https://www.doing-memory.de online und laden dazu ein, Kontakt aufzunehmen. In den kommenden Monaten wollen wir eine Landkarte der Erinnerung an rechte Gewalt entwickeln und mit einer Podcastserie dazu beitragen, dass rechte Gewalt erinnert, betrauert, kritisch analysiert und bearbeitet wird in einer Gesellschaft der Vielen.
Ansprechpartner*innen im Projekt:
Fabian Virchow, Professor für Politikwissenschaft und Leiter des Forschungsschwerpunktes Rechtsextremismus/Neonazismus an der Hochschule Düsseldorf: fabian [dot] virchow [at] hs-duesseldorf [dot] de
Tanja Thomas, Professorin für Medienwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen: tanja [dot] thomas [at] uni-tuebingen [dot] de
Matthias Lorenz, Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik an der Leibniz Universität Hannover: matthias [dot] lorenz [at] germanistik [dot] uni-hannover.de