Neues zu [ˈmoːlə]
»(Um) Zukunft (zu) gestalten!«
Soziale Arbeit und Antisemitismuskritik auf dem Weg
Am 4. und 5. September 2024 konnten wir ausgewählte Aspekte des [ˈmoːlə]-Projektes auf einer deutsch-polnischen Tagung vorstellen und diskutieren
Zu diesem außergewöhnlichen Brückenschlag hatte das Zentrum für Verfolgte Künste nach Solingen eingeladen: Was sind unsere aktuellen Fragen und Antworten zu Antisemitismuskritik in Kunstvermittlung und politischer Bildung, an der Hochschule, in der NS-Gedenkstätte, in der Ausstellung zur Gegenwartskunst oder im Museum für Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens? Wie verschieden sind unsere Perspektiven, wenn wir über unsere Kontexte in Nordrhein-Westfalen oder der Bundesrepublik hinausblicken – etwa nach Polen und zurück nach NRW?
Ausgangspunkt dieser Fragen war das Leben und Werk von Mariam Ruzamski (1889-1945). Auf der Höhe seiner Anerkennung und Bedeutung als Maler und Grafiker wurde der polnisch-französische Künstler 1943 nach einer Denunziation zu seiner jüdischen Herkunft und einer angeblichen Homosexualität nach Auschwitz deportiert. Noch während der Haft im Stammlager des Konzentrations- und Vernichtungslagers setzte er seine Arbeit allerdings fort und »hinterließ ein beeindruckendes Werk, darunter die „Auschwitz-Mappe“, eine Sammlung von Porträts und Zeichnungen, die als Höhepunkt seines Schaffens und der Kunst des 20. Jahrhunderts angesehen werden,« heißt es im Programm des polnisch-deutschen Fach-Austausches.
So widmete sich die Tagung unter dem sprechenden Titel »Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten« einerseits Leben und Erbe Marian Ruzamskis – setzte zugleich aber einen klaren Schwerpunkt auf die hochaktuelle Frage, wie wir heute, 2024, den »Kampf gegen den Antisemitismus« führen oder unterstützen können: interdisziplinär und vor dem Hintergrund verschiedener Perspektiven und Ausblicke, über Sprach- und Ländergrenzen hinweg. Entsprechend stellte sich ein großer und intensiver Teil der Tagung der Frage, welche pädagogischen, geschichtswissenschaftlichen und politisch-bildnerischen Antworten auf gegenwärtigen Antisemitismus in Bildung und Kultur, in der beruflichen Qualifikation an Hochschulen, in der Kunstbetrachtung und an außerschulischen Lernortenwir formulieren, anstoßen und nachhaltig vorantreiben können. Im Gespräch mit Autorin und Journalistin Shelly Kupferberg konnte Anke Hoffstadt für das [ˈmoːlə]-Projekt den Ausbildungs- und Lernort „Hochschule“ in den Blick nehmen. In ihrem Input zur Rolle des Studiums der Sozialen Arbeit für ein antisemitismuskritisches Handeln und Selbstverständnis einer an Grund- und Menschenrechten orientierten Profession kamen auch erste Erfahrungen aus der Lehre zu Wort, die das [ˈmoːlə]-Projektteam in den vergangenen Semestern zusammen mit den Studierenden am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften und im Studium Integrale an der Hochschule Düsseldorf hat sammeln können.
Im Podiumgespräch an der Seite von Kathrin Pieren vom Jüdischen Museum Westfalen (Dorsten) und Joachim Schröder vom Erinnerungsort Alter Schlachthof (Düsseldorf), im Dialog mit Christoph Rass vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück und mit den Teilnehmenden diskutierten die Tagungsgäste und Referent*innen blinde Flecken der Wissensbestände über Antisemitismus und mögliche Allianzen, um Antisemitismus im Alltag, im Großen wie im Kleinen, entgegentreten zu können.
Wir danken Jürgen Kaumkötter und Team für diesen außergewöhnlichen Begegnungs- und Debatten-Ort. Die Möglichkeit, auch transnationale Perspektiven einzunehmen und im solidarischen Austausch zu sein, waren sehr bereichernd. Wir freuen uns darauf, die Kolleg*innen im nächsten Jahr wieder zu sehen, wenn die „Auschwitz-Mappe“ im Zentrum für Verfolgte Künste zu sehen sein wird.
Know How ›en bloc‹
[ˈmoːlə] im Wintersemester 2024/2025
In der zweiten Jahreshälfte 2024 geht das »Modellprojekt Lehrkonzept« in den Endspurt seiner ersten drei Projektjahre. Seit dem Wintersemester 2022/2023 hat das [ˈmoːlə]-Projektteam dann rund 20 Lehrveranstaltungen entwickelt und gemeinsam mit den Studierenden in den Seminaren ausprobiert. Entstanden sind unterschiedliche Seminarformate und Lehrangebote verschiedener Modul-Zuordnung, mit denen wir am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der HSD aktuelle Perspektiven der »Rechtsextremismusprävention, Rassismus- und Antisemitismuskritik« aufgegriffen haben. Sie ins Zentrum der [ˈmoːlə]-Seminare zu rücken, war das Ziel unserer Projektarbeit. Wichtig war jeweils die Frage: Was tun wir im Berufsalltag und in den Strukturen der Sozialen Arbeit im Umgang mit Ideolgien der Ungleichwertigkeit? Wie können wir uns handlungssicher machen und welche Informationen und Erfahrungen aus Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit brauchen wird dazu?
Was bis zum Sommer 2024 noch nicht dabei war: Ein Semester voller Block-Seminare. Wir sind neugierig und gespannt darauf, ob und wie das Format der Blockveranstaltungen zu den herausfordernden Inhalten passen wird. Ein Vorteil: Im Block-Format können wir uns Zeit nehmen, in der Seminargruppe ein Thema intensiv zu bearbeiten, mit ausreichend Raum und Austausch, um gemeinsam auf unseren aktuellen Fragen an die Soziale Arbeit, das Studium, die professionelle Haltung und unsere Rolle darin zu blicken.
Drei Themenschwerpunkte haben wir ausgewählt, für das Grundstudium und für die Phase des Studienabschlusses – zu drei gehaltvollen Seminaren:
- Biographiearbeit, Antisemitismus, Soziale Arbeit mit Mathias Gerr – als G3.1/2-Seminar und im Wahlmodul
- Professionelles Handeln und Rassismuskritik: Herausforderungen uns Lösungsansätze in der rassismuskritischen Struktur- und Praxisentwicklung mit Meltem Büyükmavi – als A1.1-Seminar und im Wahlmodul
- Normalitätsvorstellungen der extremen Rechten als Gewaltform mit Johanna Gesthuysen – als WM1./2-Seminar
Die Seminare richten sich an Studierende in den Bachelorstudiengängen Sozialarbeit/Sozialpädagogik und Kindheitspädagogik und Familienbildung. Alle Seminare können aber auch von Studierenden anderer Fachbereiche besucht werden und sind Teil des Studium Integrale – also: gerne weitersagen!
Informationen zum [ˈmoːlə]-Projekt findet Ihr auf dem [ˈmoːlə]-Flyer (online oder z.B. in der Auslage am Dekantsbüro – vor Raum No. 03.1.004). Für Fragen und Kontakt erreicht Ihr das Team natürlich auch per Email unter projekte.forena [at] hs-duesseldorf.de oder im Probjektbüro in Geb. 03.5.012.
Über 500 gute Gründe
Der Studientag »Soziale Arbeit in Verantwortung: Die extreme Rechte und die Gefährdung der Demokratie« zeigt eindrücklich, wie wichtig das Thema das Modellprojektes auch und insbesondere für die Fachkräftequalifizierung ist
Rund 530 Teilnehmende, Referent*innen, Engagierte und Organisator*innen haben am 12. Juni 2024 am Studientag »Soziale Arbeit in Verantwortung: Die extreme Rechte und die Gefährdung der Demokratie« teilgenommen. Im Audimax der Hochschule Düsseldorf war zu den Keynotes von Prof.*in Heike Radvan (TU Cottbus) und Prof. Fabian Virchow (Hochschule Düsseldorf | forena) und zum Abschluss-Impuls von Cihan Sinanoğlu (DeZIM Berlin) kaum ein Platz frei. Über den Tag hinweg boten 24 Workshops, die Info-Börse und die Reflexions- und time-out-spaces Raum und vor allem Gelegenheit, die unterschiedlichsten, zugleich drängenden Fragen und Themen(-Details) im Gespräch miteinander in den Blick zu nehmen. Im Mittelpunkt stand dabei immer ein praktisches Anliegen: Wie können wir uns in der Sozialen Arbeit und in den sozialen und sozialpädagogischen Berufen handlungssicher, positioniert und kraftvoll gegen extrem rechte Raumnahmen, Delegitimierungsversuche, gegen rechtes Agenda-Setting und gegen die Missachtung menschenrechtsorientierter Perspektiven in unserem (beruflichen) Alltag stark machen?
Dabei wurden zwei Punkte besonders deutlich: Es ist gut, dass wir uns mit aller Kraft und ohne Zögern auf den Weg machen und die vielen Dimensionen von Strategien und Angriffen in den Blick nehmen, mit denen extrem rechte Akteure und Strukturen emanzipatorische Gesellschaften einzuschränken oder abzuschaffen versuchen. Unsere Konzepte, um Soziale Arbeit vor rechten Einflussnahmen zu schützen, müssen konkret sein. Dafür brauchen wir Wissen darüber, was die Themen, das Vorgehen und die Ziele der extremen Rechten sind. Wir müssen informiert sein über Akteure und Strömungen, symbolische und konkrete Landnahmen, Diskursverschiebungstaktiken und nicht zuletzt: über die Konsequenzen einer extrem rechten politischen Agenda. Zugleich ist es notwendig, Positionierungen dazu miteinander auszuhandeln, im Gespräch zu sein und praktische Umgangsweisen gemeinsam zu entwickeln. Leitbilder und Schutzkonzepte können ein Weg sein. Macht-, rassismus-, antisemtismus- und diskriminierungskritische sowie nicht zuletzt selbstreflektierte Strukturen und Arbeitsweisen ebenso. Ganz sicher auch: unsere konsequente Bezugnahme auf die unveräußerlichen Menschenrechte.
Der größte Teil der Teilnehmenden waren Studierende der Hochschule Düsseldorf, der Partner*innen-Hochschulen/Universitäten von der TH Köln und der Universität Siegen, Studierende aus Frankfurt, St. Pölten, Freiburg, Dortmund und Koblenz. Sie fühlten in den Workshops auch den Bedingungen ihrer Ausbildung und Qualifizierung auf den Zahn: Reicht es, hier und da ein paar Kenntnisse zu vermitteln? Es braucht einen systematischen Unser zweites Highlight des Studientages ist: Die klare Aufforderung: lasst uns auch das Studium und die Fachkräfte-Qualifzierung so zusammenstellen und ausrichten, dass wir bestmöglich vorbereitet sind – in allen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit und Kindheitspädagogik, in unserer professionsbezogenen Fachpraxis, für die notwendigen Strukturen der Fachberatungen. Darum braucht es systematisch aufgebaute Angebote und curricula, die regelmäßig, kontinuierlich, forschungsbasiert und konsequent ›am Thema dran‹ sind und bleiben.
Das [ˈmoːlə]-Modellprojekt »Rechtsextremismusprävention, Rassismus- und Antisemitismuskritik« wird den Schwung – und Anspruch – des Studientages mitnehmen. Danke an alle, die diesen Studientag so kraftvoll und lebendig haben werden lassen.
Ein Rückblick auf den Studientag ist online. Weitere Informationen zum Studientag und die Dokumentation der Keynote-Vorträge von Heike Radvan, Fabian Virchow und Cihan Sinanoğlu können hier erfragt werden: studientagextremerechte [dot] soz-kult [at] hs-duesseldorf [dot] de.
[ˈmoːlə] goes Sommersemester 2024!
Mit fünf Seminaren startet das Modellprojekt im Frühling 2024 in das neue Semester
Seit dem Wintersemester 2022/2023 entwickelt das [ˈmoːlə]-Projektteam Seminarformate und Lehrangebote, mit denen wir in der Hochschulausbildung am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der HSD aktuelle Fragen der »Rechtsextremismusprävention, Rassismus- und Antisemitismuskritik« unter die Lupe nehmen – als Thema und Herausforderung für die Soziale Arbeit, Sozialpädagogik und für die Pädagogik der frühen Kindheit.
Auch im Sommersemester 2024 lädt das Modellprojekt Studierende des Bachelorstudiengangs Sozialarbeit / Sozialpädagogik und Studierende im BA Kindheitspädagogik & Familienbildung ein, mit uns zusammen Seminare und Methoden zu erproben, Themenschwerpunkte zu entwickeln und unsere Fragen an die Professionalisierung Sozialer Arbeit im Themenfeld zu formulieren.
Was brauchen wir etwa, wenn wir in unseren Alltagen der Sozialen Arbeit handlungssicher sein möchten: in Einrichtungen aller Handlungsfelder, in kommunaler oder freier Trägerschaft , in der Kita oder in Fachstellenstrukturen der Beratung zu Diskriminierungserfahrungen, rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, zu Ausstieg und Distanzierung von der rechten Szene oder in der Unterstützung zivilgesellschaftlicher Akteure gegen Rechts? Wie können wir mit aktuellen Themen umgehen in professionellen, in beratenden oder pädagogischen Kontexten? An welchen Punkten und wie hilft es mir, mit Kolleg*innen im Austausch zu sein über Standpunkte oder Parteilichkeit für eine professionelle Haltung in der Sozialen Arbeit, die sich als menschenrechtsorientierte Aufgabe versteht – ganz konret oder in konzetionellen Fragen zum Professionsveständnis … und wie ich es ausfüllen kann und möchte?
Im Sommersemester bietet [ˈmoːlə] insgesamt fünf Seminare an, die diese und andere Fragen aufgreifen, vertiefen, ergänzen oder öffnen:
So etwa die ›kurzen‹ Seminare zur Vertiefung sehr aktueller Themen:
- Antisemitismus als Thema der Digitalen Sozialen Arbeit
(WM.2) – in 2 SWS, jeweils Mittwochs von 12.30 bis 14 Uhr und - ›… weil ihre Kultur so ist.‹ Soziale Arbeit im Kontext von antimuslimischem Rassismus
(WM.2) – in 2 SWS, jeweils 14-tägig freitags von 12.30 bis 14.00 Uhr und als Blockveranstaltung
Weitere, 4-SWS-Seminare sind:
- Zwischen Unsichtbarkeit und Stigmatisierung – Soziale Arbeit im Kontext von Rassismus gegen Rom:nja und Sinti:zze (A3.1),
- Antisemitismus und Rassismus im Konflikt um den Nahostkonflikt als Herausforderung für die Soziale Arbeit? (A3.1) und
- Soziale Arbeit und die extreme Rechte: Wahrnehmung – Haltung – Handlung (A1.1)
Die Lehrveranstaltungen sind auch über das Studium Integrale der HSD belegbar.
Neugierig? Meldet Euch bei Fragen gerne bei FORENA und dem [ˈmoːlə]-Projektteam – schaut auf der FORENA-Homepage vorbei oder nehmt einen der Flyer mit – sie liegen für Euch zum Beispiel vor dem Dekanat in der ersten Etage von Gebäude 3 auf dem Campus bereit!
»Beratungs- und Bildungsarbeit braucht qualifizierte Fachkräfte«
Der Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus | Neonazismus der Hochschule Düsseldorf (FORENA) unterstützt die Stellungnahme und Forderungen im Positionspapier »Für eine plurale und demokratische Gesellschaft – Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wirksam entgegentreten!«.
Ins Leben gerufen wurde der öffentliche Brief, der u.a. an die Bundesregierung, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, an die Landesministerien für Bildung und Forschung, an Wissenschaftssenate und die Strukturen von Hochschulen, Rektorenkonferenzen und Wissenschaftsrat gerichtet ist, von Lehrenden, Forschenden und Vertreter*innen aus Wissenschaft, Fachgesellschaften und Verbänden. FORENA hat sich dem Papier mit zahlreichen Hochschulinstituten, Verbänden, Netzwerken und Forschungseinrichtungen gemeinsam angeschlossen.
Eine der sieben konkreten Forderungen bezieht sich in sehr anschaulicher Weise auf die Aufgaben und Ziele, die für das [ˈmoːlə]-Projekt sowohl Ausgangspunkt als auch handlungsleitend sind:
In den Curricula der Hochschulen, die Fachkräfte für die Arenen der Sozialen Arbeit, Bildung und Erziehungskontexte ausbilden, sind die Themen der rassismuskritischen Bildung, der Betroffenen- und Antidiskriminierungsberatung, der Auseinandersetzung mit extrem rechten Entwicklungen, die auch in die Arbeits- und Handlungsfelder der Professionen hineinreichen, noch zu wenig etabliert,
hält die Stellungnahme richtig fest.
Zugleich müssen wir feststellen, dass es in allen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit ein gutes Maß an Kenntnissen, Handlungswissen und Analysekompetenz braucht, um im Alltag der sozialarbeiterischen Praxis einen handlungssicheren Umgang zu finden – etwa mit rechten Erzählungen und den rhetorischen und politischen Strategien der extremen Rechten, mit gruppenbezogener oder persönlicher Gewalt, mit Delegitimierungsversuchen und Anfeindungen mit dem Ziel, Soziale Arbeit zu verunsichern, unter Rechtfertigungsdruck zu setzen, ihr Ressourcen zu entziehen oder ihre Mitarbeitenden zu bedrängen. Gleiches gilt für eine Soziale Arbeit, die sich als diskriminierungs-, antisemitismus- und rassismuskritisch versteht und in ihrer Parteilichkeit für Menschenrechte und Demokratie positioniert ist. Fachkräfte zu stützen in ihrer Arbeit, muss entsprechend früh, bereits in der Zeit ihrer Qualifikation an Hochschulen für angewandte Wissenschaften oder in Fortbildungskontexten beginnen. Ganz unabhängig davon, ob sie sich für einen Arbeitsplatz in einer der Fachberatungsstrukturen entscheiden (etwa in der Beratung von Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, in den Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus, in der Ausstiegs- und Distanzierungsberatung oder in den Antidiskriminierungsbüros), oder in einem der zahlreichen Handlungsfelder Sozialer Arbeit (von der Schulsozialarbeit über die aufsuchende Arbeit im Stadtteil, mit Menschen mit Behinderungen oder Erkrankungen, in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit oder im Kontext von Migration und Flucht – als wenige Beispiele) in Berührung kommen können mit Ideologien der Ungleichwertigkeit, mit Akteuren oder Strukturen der extremen Rechten oder mit Angriffen, Situationen oder institutionell gebundenen Prozessen von Diskriminierung und Ungleichheitsvorstellungen.
Deshalb braucht es den Ausbau und die curriculare Verankerung von Inhalten, die sich explizit der rassismuskritischen und menschenrechtsorientierten Bildung widmen. Wir möchten die Hochschulen anregen, sich diesbezüglich zu vernetzen und die guten Beispiele, die es an einzelnen Hochschulen gibt, in den Alltag der Hochschulbildung zu implementieren.
Mit dem [ˈmoːlə]-Projekt zu »Rechtsextremismusprävention, Rassismus- und Antisemitismuskritik in der Hochschulaubildung« im Feld der Sozialen Arbeit hat sich die Hochschule Düsseldorf auf den Weg gemacht, diesem sehr konkreten und akuten Bedarf zu begegnen. Im Team der Lehre, Koordination und Leitung des Kooperationsprojektes, das am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der HSD angesiedelt ist, freuen wir uns auf Kontakt und Vernetzung.
[ˈmoːlə] im Wintersemester 2023/2024
Im Wintersemester 2023/2024 hat das [ˈmoːlə]-Team am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften sechs Seminare für Studierende im Bachelorstudiengang der Sozialarbeit/Sozialpädgogik angeboten, offen auch für Studierende im BA Kindheitspädagogik und Familienbildung. Die Seminarveranstaltungen streckten sich als Langzeitseminare von Oktober bis Ende Januar über das ganze Semester oder waren als Mix aus Blockphasen und wöchtenlichen oder 14-tägigen Seminar-Sitzungen angelegt. Drei Dinge waren neu:
Alle [ˈmoːlə]-Seminare waren erstmals offen für Studierende aller Fachbereiche. Über das Studium Integrale konnten sich interessierte Studierende aller Fachbereiche der Hochschule Düsseldorf für die Seminare zu Themen wie »Antisemitismus in Jugend- und Populärkultur«, zu Gadjé-Rassismus (Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze) in der Sozialen Arbeit oder zur Entwicklung von Leitbildern zum Umgang mit extrem rechten Einflussnahmen auf die Soziale Arbeit (in institutionellen Kontexten) widmen. Auch die Themengrundlagen-Seminare für Studieneinsteiger:innen und Studierende in ihrer Abschlussphase waren mit ihrem Basis- und Vertiefungswissen zu Rechtsextremismusprävention, Antisemitismuskritik und Rassismuskritik in der Sozialen Arbeit offen für interessierte Teilnehmende aller Fachbereiche und Studiengänge. Denn was für Berufe der Sozialen Arbeit wichtig ist, wird auch an anderen Arbeitsplätzen, in Büros, Betrieben, Ateliers, Laboren und auf Bühnen, in Werkstätten und Galerien Relavanz haben.
Dazu passt, dass drei der [ˈmoːlə]-Seminare als Veranstaltungen im Wahlmodul und in einem kürzeren, 90-minütigen Format angeboten wurden. In allen Seminaren konnten wir die Konzeption, Umsetzung und Gestaltung schärfen, aktuelle Themen aufschließen und ansprechen sowie nicht zuletzt: ins Gespräch kommen über die Rolle und Bedeutung von Rechtsxtremismuspräventation, Rassismuskritik und Antisemitismuskritik in den vielfach herausgeforderten, verschiedenen Handlungsfeldern Sozialer Arbeit. Wir danken allen Studierenden, die mit uns auch in diesem Semester die Seminare erprobt haben!
Nicht zuletzt war im Wintersemester das [ˈmoːlə]-Seminarprogramm auch mit besonderen Anlässen verbunden: Zum Seminar »„Weil wir mehr sind als das, wozu wir gemacht werden!“ –
Gadjé-Rassismus im Kontext der Sozialen Arbeit« luden [ˈmoːlə]-Kollegin Meltem Büyükmavi und Bildungsreferent, Trainer und Experte Merfin Demir (Cerenja e.V. und RomArchive) zwei Mal ein zu offenen Blocktagen für theorieorientierte und praxisbezogene »Impulse für eine machtkritische Praxis in der Sozialen Arbeit mit Rom:nja als Klient:innen«. An zwei Samstagen im Januar 2024 öffnete die Seminar-Gruppe einen Raum für Perspektiven auf lang tradierte Strukturen, Elemente und Praxen von Vorurteilen – und wie sie uns in den verschiedenen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit begegnen können. Wir danken Merfin Demir und Cerenja e.V. für den intensiven und konkreten Austausch!
Einer der Workshops wird im SoSe 2024 noch einmal angeboten. Denn wegen des Bahnstreiks konnten nicht alle Blocktage mit Merfin Demir wie geplant stattfinden. Wir freuen uns, dass Merfin Demir uns auch im Sommer unterstützen wird. Alle Interessierten sind dann wiederum herzlich eingeladen! Über den bevorstehenden Termin informieren wir unter Neues zu [ˈmoːlə] oder bei Nachfragen an projekte.FORENA[at]hs-duesseldorf.de.
[ˈmoːlə] trifft Praktiker*innen
Für Mittwoch, den 26.04.2023 hat der Paritätische Wohlfahrtsverband Bottrop FORENA eingeladen zu seiner Konferenz der Mitglieder. Der Abend widmet sich dem Thema »Angriff auf die Demokratie – Diskriminierung, Rassismus und Einflussnahme der Rechten Szene im Alltag – Herausforderungen für die Soziale Arbeit«
Engagiert unterstützt wird die Veranstaltung auch vom Bündnis Buntes Bottrop:
Rechtsradikale Parteien, Bewegungen und Strömungen nehmen in der Öffentlichkeit, im politischen Diskurs und in der medialen Berichterstattung immer mehr Raum ein.
Auch hier bei uns in Bottrop werden wir mit ihren Ideologien und Strategien konfrontiert. Sie sind auch in den Lebenswelten in der Sozialen Arbeit angekommen und stellen sich – hier und an vielen anderen Punkten unseres Zusammenlebens – gegen eine demokratische Gesellschaft der Vielen.
Mit den Referent*innen Alexander Häusler und Anke Hoffstadt widmet sich die Konferenz der Mitglieder diesem Phänomen aus zwei Blickwinkeln: Wir aktualisieren Kenntnisse und Einschätzungen zu gegenwärtigen Entwicklungen des rechten Spektrums – und schauen uns in einem zweiten Schritt an, welche Auswirkungen sich daraus für die verschiedensten Praxisfelder der Sozialen Arbeit ergeben und welche Handlungsmöglichkeiten wir teilen und entwickeln können.
Wir freuen uns, gemeinsam mit Fachkräften der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik, mit den Engagierten vor Ort zusammenzukommen und von unseren Analysen und Vorschlägen im [ˈmoːlə]-Projekt zu berichten. Ganz besonders die Eindrücke und Erfahrungen aus der alltäglichen Praxis Sozialer Arbeit in den konkreten Einrichtungen sind die wertvollsten Perspektiven auf konkrete, auch lokale Handlungsoptionen, über die wir in den vielfältigen Arbeitsbereichen der Sozialen Arbeit nachdenken müssen. Im Austausch liegt auch die Chance, Erfahrungen des Herausgefordertseins miteinander zu teilen. Gemeinsam lassen sich Möglichkeiten, ihnen zu begegnen, viel vernetzter besprechen – ein guter Anlass, sich für die genen Alltage zu stärken.
Vielen Dank für die Einladung, liebe Kolleg:innen vom „Paritätischen“ in Bottrop!
Workshop zu Lernlandkarten und didaktischen Handreichungen in der Hochschullehre
2022 konnte im Rahmen der ersten Förderphase von [ˈmoːlə] (04. bis 12.2022) mit Unterstützung von Fachkolleg*innen aus medienpädagogischen und -gestaltenden Bildungskontexten, von erfahrenenen Autor*innen von didaktischen Handreichungen und Fachkolleg*innen für die Gestaltung von Lern- und Prozessschritten ein Konzept zur Entwicklung von Materialien zum Einsatz in der Hochschullehre erstellt werden.
Daran anknüpfend soll in 2023 und 2024 ein Materialienkoffer für die Hochschullehre entstehen. Diese wachsende Sammlung soll mediengestützt und im Modul-Baukastensystem konkrete Ableitungen aus der Praxis der Sozialen Arbeit für die Lehre im Lernraum ›Hochschuleseminar‹ ermöglichen. Sie veknüpft die Situation des gemeinsamen Lernens an der Hochschule mit den Erfahrungen, Bedingungen und Praxisfragen aus der Sozialen Arbeit in ihrer Begegnung mit den Themenfeldern Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Strukturen, Akteur*innen und Ideologien und Praxen der Ungleichwertigkeit.
Zusammen mit dem [ˈmoːlə]-Projektteam konnten wir am 20. Januar 2023 mit den Kolleg*innen und unterstützt von einem intensiven und ausstauschstarken Workshop-Format auf Konzeptfragen eingehen und nächste Schritte in den Blick nehmen. Wir drücken die Daumen, dass wir im Sommer 2023 mit der Umsetzung der Ideen starten können.
Auftakt des Fachbeirats im »Modellprojekt Lehrkonzept«
Im [ˈmoːlə]-Projekt stehen Entwicklung und Erprobung eines systematisch abgestimmten Lehrkonzepts für die Hochsschullehre im Fokus. Im Projektprozess ist darum der Austausch mit den Studierenden in den Seminaren Kernfeld der Umsetzung. [ˈmoːlə] gewinnt aber auch durch Fach-Kontakte und die Beratung mit Kolleg*innen aus Wissenschaft und Praxis, aus Hochschulen, Universtität, Ministerien und Lehr-Kontexten Perspektiven, Anregungen und Feedback. Darum ist die Einrichtung eines Fachbeirat von Beginn der Projekt-Konzeption an Teil der Planungen und Wünsche an die Projektumsetzung.
FORENA, das begleitende und unterstützende Ministerium für Kultur und Wissenschaften NRW, die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus NRW und die Projektpartner*innen sind dankbar, hervorragende Fachkolleg*innen für das »Modellprojekt Lehrkonzept« und für seinen Beirat begeistern zu können.
Am 24. November 2022 kam der Fachbeirat zu einer ersten Auftakt-Runde und konstituierenden Beiratssitzung zusammen – in regem Austausch zu ersten Schritten zur Planung der Begleitung der Projektarbeit.
Wir bedanken uns bei den Beirats-Kolleg*innen für Ihr Engagement und freuen uns auf die Zusammenarbeit!